20.8.2025

Das Rennwegquartier, das «Haus zum Büffel» und NTP – wie 800 Jahre Geschichte die Unsere prägen

Das Rennwegquartier

Vom römischen Wachposten zur vornehmen Stadt

Bereits zur Römerzeit führte an der Stelle des heutigen Rennwegs eine Strasse hinauf auf den Lindenhofhügel. Dort wachten römische Soldaten von einem Kastell aus über den Schiffsverkehr auf der Limmat und sicherten die Verbindungswege durchs Land. Die römische Siedlung, die auf eine keltische folgte, erstreckte sich vom Lindenhof bis hin zum Münsterhof und von der oberen Schipfe bis zum Standort der heutigen Peterskirche.

Zum Kern der heutigen linksufrigen Innenstadt wurde das Rennwegquartier wohl erst später – zur Zeit der Zähringer, die Zürich von 1097 bis 1218 als Reichsvögte verwalteten. 1218 starb Berchtold V. von Zähringen ohne Erben – ein Wendepunkt: Zürich unterstand fortan direkt dem deutschen König bzw. Kaiser und gewann in der Folge zunehmend an politischem Einfluss. Die Stadt galt nun als eine der vornehmsten im schwäbisch geprägten Reichsraum – mit dem Rennweg als bedeutender Verkehrsachse. Die erste urkundliche Erwähnung des Rennwegs stammt aus dem Jahr 1221.

Vom Mittelalter bis heute

Auch im Mittelalter war der Rennweg einer der wichtigsten Zugänge zur Stadt Zürich. Wer von Westen kam, betrat die Stadt durch das Rennwegtor. Zahlreiche Häuser entlang des Rennwegs gehörten Klöstern wie dem Kloster Selnau oder der Fraumünsterabtei, die auch das Haus an der Kuttelgasse 1 besass. Nachdem 1313 das weitgehend aus Holz gebaute Quartier abbrannte, mussten alle Häuser bis zum ersten Stockwerk gemauert werden.

Das Viertel um den Rennweg war Schauplatz einer lebendigen, aufstrebenden Stadtgesellschaft. Wer hier wohnte und arbeitete, befand sich im Zentrum des Geschehens im mittelalterlichen Zürich: Bäcker, Tuchhändler, Seckler, Wirte und Giesser prägten das Quartier – unmittelbar im Spannungsfeld zwischen Kirche, Zünften und Bürgertum.

Mit der Reformation und dem Aufstieg Zürichs zur Bürgerstadt wandelte sich auch das Quartier: Klöster verschwanden, Kaufleute und Handwerker prägten das Bild. Im 19. Jahrhundert verlor der Rennweg zwar an verkehrstechnischer Bedeutung, blieb aber ein fester Bestandteil des städtischen Gefüges – und ist es noch immer.

Noch heute ist das Rennwegquartier geprägt von verwinkelten Gässchen und schmalen Häusern. Der Rennweg selbst hingegen gleicht einem kleinen Boulevard, und die einmündenden Strassen – die Widder-, die Fortuna- und die Kuttelgasse – sind auffällig breit. Kopfsteinpflaster, historische Fassaden, Läden und Cafés erzählen von rund 2000 Jahren Stadtgeschichte.

Die Kuttelgasse 1 vom Rennweg aus in einer Aufnahme aus dem Jahr 1911. Bild: Adolf Moser. Quelle: Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich

Die Kuttelgasse 1

Das «Haus zum Büffel»

Das Haus «zum Büffel» an der Ecke Rennweg-Kuttelgasse zählt zum historischen Kern der Zürcher Altstadt. Es liegt unweit des einstigen Rennwegtors und des Kuttelturms und war Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung. Erstmals urkundlich erwähnt wird das Eckhaus in den ältesten Steuerrödeln von 1357 bis 1376. Damals hiess es Seldnower Haus und gehörte dem Kloster Selnau. Anfang des 15. Jahrhunderts ging es in Privatbesitz über.

Ab 1418 ist der Bäcker Hans Forster durch die schriftlich erwähnte Zahlung eines «Zinses in Wachs» an die Fraumünsterabtei als Hausbesitzer nachgewiesen. Bienenwachs war im Mittelalter eine gängige Form der Naturalabgabe anstelle von Geld. Der damals wertvolle Rohstoff wurde insbesondere für die Herstellung von Kerzen in Kirchen gebraucht. Solche Abgaben waren nicht nur wirtschaftlich bedeutend, sondern dienten auch als offizieller Nachweis der Besitzverhältnisse.

In den folgenden Jahrzehnten wohnten vermutlich mehrere Generationen der Bäckerfamilie im Haus. Im Haus- und Waisenbuch von 1553 findet sich erstmals der Hausname «zum Büffel».

Später beherbergte es Schuhmacher-, Ratsschreiber-, Glaser-, Bäcker-, Pfarrer-, Kaminfeger- und Seckler-Familien (ein Handwerker, der Lederwaren wie Beutel, Taschen, Säcke und manchmal auch Rüstzeug herstellte). Ab 1691 wird der Kapitänleutnant Jakob Hirzel als Besitzer erwähnt. Sein Sohn Salomon Hirzel-Werdmüller wurde Hauptmann, Statthalter und Zunftmeister der Zunft zur Saffran. Das Haus blieb ein Jahrhundert lang im Besitz dieser Familie und wechselte später mehrmals die Eigentümer.  

Lange Zeit hatte das Gebäude zunächst nur vier Stockwerke. Zwischen 1872 und 1876 erhielt es seine heutige Gestalt mit sechs Stockwerken. Um 1945 wurde das Haus an ein Handelsunternehmen veräussert, dessen Erbengemeinschaft es bis heute gehört. In den 1990er-Jahren wurde das Gebäude sorgfältig saniert und verbindet seitdem historischen Charme mit moderner Nutzung als Wohn- und Geschäftshaus. Seit der Firmengründung im Jahr 1995 ist die Kuttelgasse 1 Sitz der Novak, Thurnheer + Partner AG.

Die Kuttelgasse, ca. 1890. Quelle: Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich

Kraft aus der Vergangenheit, Ausdauer für die Zukunft

Der Name «Haus zum Büffel» stammt aus einer Zeit, in der Häuser gerne nach Tieren benannt wurden. Der Büffel steht für Kraft, Ausdauer und Bodenständigkeit – passend für ein Gebäude, das seit Jahrhunderten das Stadtbild prägt. Und in Verbindung mit unseren Werten passt er auch gut zu NTP.

Das «Haus zum Büffel» ist mehr als nur ein schönes Gebäude. Es erzählt vom Wandel der Stadt, von klösterlichem Grundbesitz über bürgerliches Leben bis hin zur heutigen, denkmalgeschützten Altstadt. Es ist ein Ort, an dem sich Jahrhunderte städtischer Entwicklung in Stein und Fassade widerspiegeln. Wir sind stolz, dass auch wir bereits seit drei Jahrzehnten Teil der bewegten Geschichte des Hauses zum Büffel sind.  

Der Büffel auf der Fassade der Kuttelgasse 1 symbolisiert Kraft, Ausdauer und Bodenständigkeit

Quellen:

Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich
Das Rennwegquartier, Walter Baumann
Wikipedia

Herzlichen Dank für die Unterstützung bei den Recherchen und die fachliche Expertise:
Dr. Kurt Langhard
Mike Suter, Immocorner AG

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