3.2.2023
Herbert, erzähle uns etwas über deine Anfänge im Unternehmen.
Da muss ich kurz ausholen. Nach der kaufmännischen Berufslehre absolvierte ich am Hauptsitz der Zürcher Kantonalbank eine Wertschriften-Stage. In der Abteilung für vermögende Privatkunden lernte ich Peter Hasler (auf dem Bild rechts) kennen, der dort als Anlageberater und stellvertretender Leiter der Abteilung arbeitete. Wir verstanden uns so gut, dass ich gerne in seinem Team geblieben wäre, was allerdings nicht möglich war. Den Kontakt hielten wir dennoch stets aufrecht und trafen uns auch später regelmässig. Irgendwann, das muss 1994 gewesen sein, entschied Peter, sich selbstständig zu machen. Zusammen mit Meinrad Decurtins gründete er eine eigene Vermögensverwaltungsfirma, die Hasler + Decurtins AG. Er informierte mich darüber und liess mich wissen, dass er mich, sollten sie erfolgreich sein, gerne ins Team holen würde. Am 3. Januar 1998 trabte ich zum ersten Arbeitstag an der Kuttelgasse 1 an, zwei Jahre später wurde ich Partner. Das Unternehmen wurde dann am 1. Januar 2008 in Hasler & Novak AG umfirmiert.
Du hättest eine vorgespurte, sichere Bankkarriere einschlagen können. Warum hast du dich fürs Risiko Selbstständigkeit entschieden?
Das Risiko für mich war überschaubar, anders, als es für Peter Hasler gewesen war. Er war schweizweit einer der Ersten, der eine private Vermögensverwaltung gründete. Im Alter von Mitte vierzig und als Vater von drei kleinen Kindern war das ein grosses Wagnis. Peter nahm es auf sich, weil er Vermögensverwaltung und Kundenbetreuung anders verstand, als sie mittlerweile in Banken gelebt werden. Er wollte allen Kunden die für sie beste Lösung bieten und ihnen keine durch die Banken vorgeschriebenen Produkte etc. verkaufen. Eine Haltung, die ich schon damals mit Überzeugung teilte. Deshalb sah ich den Schritt nicht als Risiko, sondern als grosse Chance – und das war es auch. Ich habe es noch keine Sekunde bereut.
Mit 27 Jahren bist du sehr jung Unternehmer geworden. Wie hast du das erlebt?
Dass ich Peter Hasler früh begegnet bin, war ein Glücksfall. Peter war für mich Mentor, Vorbild, Freund, Vertrauter, wie ein Ziehvater – geschäftlich und menschlich. Ich konnte 20 Jahre lang von seinen Erfahrungen profitieren, lernen und mich weiterentwickeln. Der Generationenunterschied von Peter und mir war ein grosser Vorteil.
Natürlich gab es auch harte Zeiten. Die Arbeitslast war von Anfang an gross, wir haben enorm viel gearbeitet – zu Beginn ohne Assistenz. Wir wollten bewusst ein kleines Unternehmen bleiben. Mit dem Erfolg – und den regulatorischen Entwicklungen – ist die Firma dann langsam, aber stetig gewachsen. Diese gesamte Entwicklung als junger Vermögensverwalter mitzugestalten, war ein Privileg für mich und ich bin Peter dafür sehr dankbar.
Du erwähnst Peter Hasler oft ...
Ja, weil Peter wesentlich zur Erfolgsgeschichte der NTP beigetragen hat. Auf seinen Werten und Anlagegrundsätzen basiert alles, was wir tun. Sie sind die DNA der Firma. Nach ihnen denken und handeln wir seit bald 30 Jahren und sie sind der Hauptgrund, dass wir noch immer erfolgreich auf dem Markt bestehen. Peter Hasler hat für das Unternehmen und für mich persönlich bis heute eine wichtige Bedeutung.
Welche Ereignisse oder Momente aus den vergangenen 25 Jahren wirst du nie vergessen?
An den Augenblick, als mich Peter Hasler bei sich zuhause im Wohnzimmer fragte, ob ich bei ihm arbeiten wolle, kann ich mich noch deutlich erinnern. Als ich Partner wurde, feierten wir das im Zunfthaus zur Zimmerleuten, auch das ist eine wundervolle Erinnerung.
Neben vielen schönen Erlebnissen gab es auch Schreckensmomente, z. B. als Peter Haslers Frau anrief und mir mitteilte, dass er mit akuten gesundheitlichen Problemen ins Spital eingeliefert wurde. Das zog mir den Boden unter den Füssen weg. Zum Glück kämpfte er sich zurück und blieb uns bis zu seiner Pensionierung erhalten. Das Verständnis und die Loyalität der Kunden während dieser schwierigen Zeit waren überwältigend.
Generell waren es die Kundenbeziehungen, die einfach wunderschön und prägend waren über all die Jahre. Man baut ein sehr tiefes Vertrauen auf, lernt die Familiengeschichte kennen, trifft die Kinder, die Grosskinder, teilt Erfolge und Schicksalsschläge. Diese Emotionen, das Vertrauen und auch die Verantwortung sind sehr verbindend.
Unendlich dankbar bin ich meiner Familie, die alles, was das Unternehmersein mit sich bringt, immer mitgetragen hat. Das ist nicht selbstverständlich, ohne diese Unterstützung wäre das alles nicht möglich gewesen. Dankbar bin ich auch dafür, mit einem Team zusammenzuarbeiten, das hinter unseren Werten steht und sie täglich lebt.
Welche Meilensteine waren für das Unternehmen prägend?
Da gibt es einige: Jede neue Kundin und jeder neue Kunde war, ist und bleibt etwas ganz Wichtiges für unsere Firma, wie auch jede Weiterempfehlung durch eine Mandantin oder einen Mandanten. Ebenso die Einstellungen neuer Mitarbeitenden, Pensionierungen, das Erreichen gewisser Kundenzahlen oder Vermögenswerte ... Ein wichtiger Meilenstein für mich persönlich und für das Unternehmen war, als Roger Thurnheer in die Firma eintrat und Partner wurde. Mit ihm hatte ich nach Peter Hasler erneut einen engen Freund und Partner an der Seite, das ist Gold wert. In den vergangenen 15 Jahren haben wir die Firma gemeinsam erfolgreich weiterentwickelt.
In jüngerer Vergangenheit richtungsweisend waren der Erhalt der FINMA-Bewilligung als Verwalter von Kollektivvermögen, die Erweiterung des Verwaltungsrates und der Geschäftsleitung sowie die Aufnahme von Roman Eberle und Philipp Hodel in die Partnerschaft.
Was hat sich seit deinen Anfängen bei der NTP verändert? Gibt es etwas, das aus heutiger Sicht unvorstellbar wäre?
Heute könnte man nicht mehr so arbeiten wie damals in den Anfängen. In den ersten Jahren stand noch eine Schreibmaschine auf dem Tisch, über einen Internetanschluss verfügte nur ich. Die digitale Entwicklung war rasant. Ohne Portfoliomanagementsystem zu arbeiten, ist heute undenkbar.
Nicht geändert haben unsere Geschäfts- und Anlagegrundsätze. Wir zählen zu den älteren privaten Vermögensverwaltungsunternehmen in der Schweiz und halten an unseren konservativen Werten fest. Unser Track-Record der letzten 20 Jahre bestätigt, dass wir damit richtig liegen.
Was sind die auffälligsten Veränderungen am Markt und bei den Kunden?
Die Märkte sind volatiler geworden. Es gibt mehr Anlageklassen und immer mehr Produkte, und die Produkte sind heute deutlich komplexer als früher. Anlegerinnen und Anleger sind heute viel besser bzw. schneller über die Entwicklungen an den Finanzmärkten informiert. Die Anforderungen der jungen Generation bezüglich Digitalisierung haben sich verändert, nicht nur bei den Kunden, auch bei den Mitarbeitenden. Generell hat die Digitalisierung die Arbeitstechnik verändert und wird es weiterhin tun. Und dann sind da noch die regulatorischen Anforderungen: Der Zeitaufwand für Sitzungen, Rapporte, Protokolle und Kontrollen für die Revisionsgesellschaften sind in die Höhe geschnellt, in vielen Bereichen hat eine Professionalisierung stattgefunden. Für die Anlegerinnen und Anleger ist das eine positive Entwicklung.
Wenn du zurückblickst: Was war der Schlüssel zum Erfolg?
Das sind unsere Geschäfts- und Anlagegrundsätze, die bereits erwähnte DNA der Novak, Thurnheer + Partner AG. Diese Grundsätze leben wir jeden Tag, seit bald 30 Jahren – und sie sind aktueller denn je. Die Unabhängigkeit ist essenziell und Voraussetzung dafür, unser Kundenversprechen zu erfüllen: «Vermögensverwaltung in Ihrem Sinn».
Was bedeutet für dich Kundenbindung?
Bindung ist das falsche Wort, Verbundenheit trifft es besser. Die Verbundenheit mit den Kunden ist der Grund, warum Vermögensverwalter für mich der Traumberuf schlechthin ist. Als Vertrauensperson kenne ich den Lebensweg, die Pläne und die Bedürfnisse der Kunden und ihrer Familie. Es ist die Voraussetzung, um die beste Lösung zu finden. Diese Verbundenheit, dieses tiefe Vertrauen, wird über Jahre und teilweise über Generationen aufgebaut. Das braucht Zeit, Offenheit und Ehrlichkeit auf beiden Seiten. Ohne unsere Kunden und deren Vertrauen gäbe es uns nicht schon seit bald 30 Jahren.
Wenn du die Zeit zurückdrehen könntest: Was würdest du heute anders machen?
Ich würde alles nochmals genau gleich machen. Ins Unternehmen einzutreten war der zweitbeste Entscheid meines Lebens – der beste war, meine Frau Daniela zu heiraten. Unsere Hochzeit fand übrigens im selben Jahr statt, in dem ich in die Firma eingetreten bin. Beides würde ich ohne Zögern sofort wieder tun.
Welche persönlichen Ziele hast du für deine Zukunft bei der NTP?
Gemeinsam mit meinen Partnern und dem Team werde ich die Firma erfolgreich weiterentwickeln. Mittelfristig möchte ich mehr Verantwortung weitergeben und mich nur noch auf meine Kunden und meine Aufgaben als Verwaltungsrat konzentrieren.
Die vergangenen Jahre waren sehr intensiv. Zeit für die Familie, Freunde und Hobbys war eher Mangelware. Das möchte ich gerne ändern und mir dafür wieder mehr Zeit nehmen. Oberstes Ziel ist, weiterhin Freude an der Arbeit zu haben, gesund zu bleiben und Zeit mit der Familie, Freunden und Kunden zu verbringen.
Dein Wunsch für die NTP?
Dass wir die Erfolgsgeschichte zusammen mit unseren Kunden weiterschreiben und dass man den Werten und Grundsätzen des Unternehmens immer Sorge tragen wird.
Welchen Rat kannst du jungen Unternehmerinnen und Unternehmer geben?
Seid geduldig und lasst euch nicht nur von finanziellen Überlegungen leiten.
Sucht euch Vorbilder, hört ihnen zu, lernt und entwickelt euch weiter.
Vernetzt euch, bleibt neugierig und stellt euch immer wieder die Frage, wie ihr das Unternehmen besser machen könnt.
Leistet mehr als der Durchschnitt. Der Erfolg wird sich einstellen, aber liefert, bevor Ihr fordert. Nach dem Motto: Wer glaubt etwas zu sein, hat aufgehört, etwas zu sein.
Dein Schlusswort?
Auch nach 25 Jahren freue ich mich jeden Morgen, wenn ich die Türe an der Kuttelgasse 1 aufschliesse. Das ganze Team ist wie eine Familie, die Kuttelgasse mein zweites Zuhause. Das soll weiterhin so bleiben.